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Was ist überhaupt Tinnitus?

Tinnitus (Tinnitus Aurium - lateinisch: das Klingeln der Ohren) ist ein sehr komplexes Geschehen, welches „multifaktoriell“ (also durch viele einzelne Bedingungen) eben ein Ohrgeräusch als Symptom hervorbringen kann. Eigentlich kennt jeder Ohrgeräusche – so sind diese ausnahmslos bei bzw. durch jeden Menschen in einem „schalltoten“ Raum erlebbar.

Tinnitus selber ist nie ein Problem, erst das Leiden an diesem Symptom macht die „Brisanz“ aus. Dies bedeutet, da in aller Regel ein chronischer Tinnitus (chronisch = das Ohrgeräusch besteht länger als drei Monate) nicht „heilbar“ ist, alle Maßnahmen dahin gehen, eine harmonisches Miteinander mit dem Tinnitus-Erleben herzustellen. Entscheidend ist hier die innere Haltung des Miteinanders in Abgrenzung zur Bekämpfung, da Bekämpfen Energie raubt und parallel dazu das unangenehme innere Geschehen nur unnötig mit weiterer Energie versorgt.

Hilfreich beim Verständnis ist die Erkenntnis, dass

  1. in den meisten Fällen Tinnitus eben keine ernste Erkrankung bedeutet und
  2. unser Gehirn sich nach einiger Zeit an das fremde (vom Gehirn zunächst als bedrohlich erlebte) Geräusch automatisch gewöhnt (Habituation).

Zur „Gewöhnung“ und zum Ausblenden des Tinnitus aus der permanenten Wahrnehmung sind verschiedene Methoden wie u.a. Entspannungsverfahren, Hörtraining und eine gesunde Lebensweise hilfreich. Einzelne diverse Maßnahmen können Sie gemeinsam mit „erfolgreichen“ Betroffenen in unserer Gruppe kennenlernen.

Man unterscheidet verschiedene „Grade“ des Tinnitus:

  • Grad 1: Kompensiertes Ohrgeräusch, kein Leidensdruck.
  • Grad 2: Der Tinnitus tritt hauptsächlich in Stille in Erscheinung und wirkt störend bei Streß und psychischen oder physischen Belastungen.
  • Grad 3: Der Tinnitus führt zu einer dauernden Beeinträchtigung im privaten und beruflichen Bereich. Es treten Störungen im emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereich auf (Dekompensation).
  • Grad 4: Der Tinnitus führt zur völligen Dekompensation im privaten Bereich und es besteht Erwerbsunfähigkeit.
Wichtig ist aber in jedem Falle, das Tinnitus-Geschehen zu Beginn organisch medizinisch abklären zu lassen.

Was Sie selbst tun können?

(Tinnitus ist kein Problem des Ohrs, sondern des Gehirns/ letztlich eine Frage der Bewertung)

Sie können als Tinnitus-Betroffener ihre Ohrgeräusche früher oder später als wohlgemeinte Mahnung auffassen. Sehr wahrscheinlich haben Sie im körperlichen oder psychischen Bereich Grenzen überschritten, und vernehmen deswegen ein Warnsignal. Gehen Sie der Sache auf den Grund, prüfen Sie Ihre Lebenssituation und scheuen Sie sich nicht, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Selbst wenn Sie Ihren Tinnitus nicht mehr loswerden, sollten Sie nicht die Hoffnung aufgeben. In den allermeisten Fällen verliert ein anfänglich als belastend empfundener Tinnitus zunehmend an Intensität und Belastung (Habituation s.o.). Hierzu können und sollten Sie aktiv beitragen, indem Sie beispielsweise folgende Verhaltensregeln berücksichtigen:

  • Vermeiden Sie in der Akutphase jeden Stress. Eine Krankschreibung in den ersten ein bis zwei Wochen ist hier sehr hilfreich.
  • Sorgen Sie für ausreichend Schlaf; nehmen Sie sich Zeit für gesundes Essen und Muße; gönnen Sie sich wohltuende Körperpflege und gezieltes Körpertraining OHNE Leistungsanspruch.
  • Nehmen Sie Berührung mit Entspannungsverfahren/ -übungen auf.
  • Auch körperliche Bewegung wird Ihnen gut tun.
  • Täglich kleine Pausen zwischendurch und jede Woche größere Pausen fest einplanen zum „Nichts-Tun“.
  • Urlaub machen ohne Freizeitstress.
  • Aufgaben delegieren – auch wenn andere „das nur halb so gut machen/ können“.
  • Perfektionismus ade: Etwas „einfach nur so zu erledigen“ reicht öfter aus als man denkt!
  • Der eigenen Person Wertschätzung entgegenbringen und sich unabhängiger machen von Lob und Anerkennung anderer.
  • Vorsorglich sollten Sie mit Nikotin, Koffein, Alkohol, chininhaltigen Getränken sowie glutamin- / glutamathaltigen Speisen angemessen umgehen.
  • Meiden Sie Lärm und laute Musik, oder schützen Sie sich dann durch Gehörschutz.
  • Überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt und Apotheker, ob Ihre Medikamente ohrschädigend (ototoxisch) sind.
  • Bemühen Sie sich, Ihr Denken positiv zu gestalten bzw. die positiven Anteile zu entdecken.
  • Informieren Sie sich gründlich über ihre Erkrankung, z.B. als Mitglied der Deutschen Tinnitus-Liga oder durch Buchlektüre.
  • Fördern Sie Ihre familiären und sozialen Beziehungen und belasten Sie sie und sich nicht allzusehr durch Jammern und Klagen.
  • Versehen Sie sich bei einem festgestellten stärkeren Hörverlust möglichst bald mit einem Hörgerät.
  • Scheuen Sie sich nicht, Hilfe aufzusuchen und anzunehmen.
  • Nutzen Sie Umweltgeräusche und nehmen Sie diese bewusst häufiger wahr.
  • Lassen Sie „Blind-Führungen“ mit sich machen zur Schärfung der weiteren Sinne (gut sind auch Sinnes-Parcours).
  • Sorgen Sie für häufige positive Hörwahrnehmung wie Musik, Klänge…
  • Fokussieren Sie immer mal wieder mit geschlossenen Augen (bewusst wahrnehmen).
  • Auch psychologische Unterstützung ist oftmals entlastend und ermöglicht persönliches Wachstum.
  • Praktizieren Sie meditatives Hören.
  • Erforschen Sie, wie Sie sich selber helfen können
  • und nehmen Sie mit unserer Selbsthilfegruppe Kontakt auf!!!